Nachdem beide Parteien eine M&A-Transaktion erfolgreich besiegelt haben, beginnt nun die Integration des gekauften Unternehmens in das Unternehmen des Käufers. Diese Phase darf keinesfalls unterschätzt werden. Sie stellt vielmehr hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Von dem Ausgang der Integrationsphase, auch "Post-Merger-Phase" genannt, hängt der Erfolg der gesamten vorangegangenen M&A-Aktivitäten ab. Der Schlüssel für das Erreichen der geplanten Akquisitionsziele liegt nun in einem erfolgreichen Post-Merger-Management.
Jedes Unternehmen kann als ein Mikrokosmos aus unzähligen sozialen Faktoren und Prozessen verstanden werden. Diese haben Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter in vielerlei Weise, zum Beispiel bei der Kooperation, Kommunikation, Motivation oder den Umgangsformen der Mitarbeiter. Diese Faktoren werden oft unter dem Begriff "Unternehmenskultur" subsumiert. Die Unternehmenskulturen des Käuferunternehmens und des zu integrierenden Unternehmens unterscheiden sich häufig stark, insbesondere dann, wenn beide Unternehmen erheblich in ihrer Größe variieren. Es entstehen die nachfolgend beschriebenen typischen Problemfelder. So wird bei vielen M&A-Transaktionen die Komplexität der Integrationsphase erheblich unterschätzt. Daraus resultiert oft, dass für die Post-Merger-Phase zu wenig Zeit eingeplant wird. Erschwerend kommt hinzu, dass oft ein zu starker Fokus auf einen schnellen wirtschaftlichen Erfolg gelegt wird, welcher allein an Finanzkennzahlen manifestiert wird. Oft um so die M&A-Transaktion im Nachgang besser rechtfertigen zu können. Dabei stehen häufig Emotionen und Befindlichkeiten der Mitarbeiter an zweiter Stelle. Eine Unternehmensintegration stellt oft für die betroffenen Mitarbeiter eine erhebliche Veränderung ihres Arbeitsalltags da. Diese Veränderung ist oft mit Ungewissheit und Zukunftsängsten verbunden. So fürchten sich viele Arbeitnehmer vor Veränderungen in Form von Personalabbau, Verlagerung des Arbeitsortes und Integration in eine unbekannte Organisationsstruktur mit neuen Vorgesetzten. Wenn hier seitens des Post-Merger-Managements nicht entgegengewirkt wird, kann sich in den Mitarbeitern schnell ein Gefühl der Ohnmacht einstellen, welches schnell in Ablehnung, Ärger und Resignation umschlagen kann. Eine innere Kündigung der betroffenen Mitarbeiter oder gar eine Abwanderung von Leistungsträgern kann die Folge sein.
Oft sind die Inhaber mittelständiger Unternehmer zugleich die wichtigste Führungsperson und zentraler Wissensträger. Diese Unternehmen sind daher stark durch den Unternehmer selbst geprägt, letztendlich laufen alle Fäden bei ihm zusammen. Daher müssen bei dem Ausscheiden des Inhabers viele Manager erst an ihre zukünftigen Führungsaufgaben herangeführt werden. Häufig ist die Unternehmensidentität kleiner und mittlerer Unternehmen über Jahrzehnte gewachsen und durch flache Hierarchien, unbürokratische Zusammenarbeit, schnelle Entscheidungen, informelle Kommunikation und Aufgabenvielfalt der Mitarbeiter geprägt. Wenn es sich bei dem akquirierenden Unternehmen um ein Großunternehmen handelt, dann kann angenommen werden, dass dessen Unternehmenskultur sich deutlich davon unterscheiden wird. Um ein Großunternehmen angemessen Steuerung zu können, ist dessen Organisation in der Regel wesentlich strukturierter und formalisierter. Entscheidungen müssen mehrere Ebenen durchlaufen und die Aufgaben der Mitarbeiter sind in der Regel auch spezifischer. Es wird viel Wert auf eine umfassende Dokumentation der Prozesse gelegt. Mit der Fusion wird sich zwangsläufig die Unternehmenskultur des mittelständigen Unternehmens an die des Großunternehmens anpassen müssen, was oft einen Verlust der mittelständigen Unternehmensidentität zur Folge hat. Da die Unternehmensidentität für viele Jahre gewachsen ist, muss den Mitarbeitern auch eine angemessene Zeitspanne eingeräumt werden, sich an die Kultur des fusionierenden Unternehmens anzupassen. Daher sollten die Befindlichkeiten der Mitarbeiter in dieser Phase im Mittelpunkt stehen. Ein dahingehend strukturierter Post-Merger-Prozess kann so für einen langfristigen Erfolg der M&A-Transaktion beitragen.
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